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INNERE ANTEILE | Führen Sie Ihre verschiedenen Seelen in der Brust

Wir haben ein inneres Team in uns. Koordinieren wir es gut – wie ein Dirigent ein Orchester oder eine Trainerin eine Mannschaft – erreichen wir das Erwünschte leichter.


ICH ... ODER EIN TEIL VON MIR

Prüfen Sie für sich, was sich besser anfühlt. Wenn Sie sagen: «Ich bin verzweifelt.» Oder: «Ein Teil von mir ist verzweifelt.» Die meisten bevorzugen das Zweite, weil es erleichtert und Raum lässt für mehr und anderes. Zu Recht, denn es gibt immer mehrere Teile in uns – nur vergessen wir diese häufig. Verdient in der Verzweiflung nicht auch die mutige, die suchende, die liebevolle oder die zuverlässige Seite gebührende Beachtung?


NIE KOMMEN WIR ALLEINE DAHER

Wir behausen nicht nur zwei Seelen in der Brust, wir führen einen ganzen Club in uns – immer und überall. Ein erstes Beispiel: Sie müssen eine Rede halten. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass sich ein nervöser Teil in Ihnen regt. Daneben gibt es aber auch einen kompetenten Teil. Sie stehen also nicht alleine vor den Leuten. Wichtig fürs Gelingen ist, dass sozusagen der kompetente Teil die Rede hält. Ein zweites Beispiel: Es ist von Vorteil, wenn bei einem deprimierten Menschen der depressive Anteil nicht die ganze Person dominiert oder als Diktator fungiert, sondern auch die positiven Seiten zum Zuge kommen.


Was ist nun der Trick? Um erfolgreich und zufrieden zu sein, müssen wir unser inneres Team* gut führen – ähnlich wie ein Projektleiter sein Projektteam. Das Ziel dabei ist, dass die erwünschten Seiten der Situation entsprechend in den Vordergrund treten und sich die anderen ruhig verhalten beziehungsweise zurückziehen.

 

ÜBUNG ZU INNEREN ANTEILEN

  1. Welche Anteile entdecken Sie? | Erkunden Sie Ihre verschiedenen, inneren Seiten (für eine bestimmte Situation). Versuchen Sie eine möglichst genaue Vorstellung Ihres «inneren Teams» zu bekommen.

  2. Welche Eigenschaften haben die Anteile? | Benennen Sie die verschiedenen Seiten mit einem (Fantasie-)Namen. Beschreiben Sie deren Eigenschaften und Verhaltensweisen: Wann kommt welche Seite? Wann ist welche Seite dominant? Wann verzieht sich Seite X? Was macht Seite Y am liebsten? Wie beeinflussen sich die Seiten gegenseitig und wie stehen sie zueinander? Eine Skizze machen, hilft dabei.

  3. Wie ist Ihre Beziehung zu den Anteilen? | Welche «Beziehung» haben Sie zu welcher Seite? Welche mögen Sie gerne, welche weniger? Wie reagieren Sie, wenn Seite X aktiv ist?

  4. Wie führen Sie Ihr «inneres Team»? | Wie können Sie die verschiedenen Seiten so «managen», dass es Ihrem gewünschten Leben entspricht? Wie können Sie gute Seiten fördern – und wie unerwünschte Anteile würdigen und zur Kooperation oder Ruhe bringen? Entdecken Sie, was die Seiten brauchen, um in Ihrem Sinne zu funktionieren. Sie sind Ihr eigener Chef oder Ihre eigene Chefin!


TIPPS

  • Stellen Sie die inneren Anteile mit Figuren, Symbolen oder einer Skizze dar und gehen Sie mit ihnen ins Gespräch. Sie werden staunen, was Sie Neues über sich erfahren und wie Sie die Beziehung zu den Anteilen neu gestalten können.

  • Vergessen Sie nicht, sich wertschätzend um die unerwünschten Seiten zu kümmern. Häufig vertreten diese wichtige Bedürfnisse, welche wir erfüllen können – sodass sie automatisch kooperativer oder ruhiger werden.

  • Scheuen Sie sich nicht, sich mit unerwünscht dominanten Seiten an einen Tisch zu setzen (machen Sie das wirklich!) und ein klares oder ein sanftes Wort mit ihnen zu reden (ungeniert laut aussprechen).


* Der Begriff des «inneren Teams» entspringt dem Persönlichkeitsmodell des Hamburger Psychologen Friedemann Schulz von Thun.

 

> Sich im Zweifel gut begleiten: Ambivalenz

> Den Tanz der Emotionen führen: Emotionen regulieren

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